Angelika
 Ton-
dokument
 Poesie

Angelikas liebster Bereich innerhalb des Theaters und ihres Privatlebens war die Poesie. Unzählige Gedichte hat sie vorgeschlagen, die dann in die Produktionen des Theaterlabors eingeflossen sind. Die Auswahl dieser Gedichte hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Theaterstücke eine sehr eigenständige Ästhetik bekamen. Sie hat auch selber Gedichte geschrieben, die erst mal gefunden und gesichtet werden müssen.
Auf dieser Seite wird zunächst einmal das Gedicht Die Welt von Hofmannswaldau zu lesen sein. Dieses Gedicht ist von ihr in der Produktion Barock als Schlusstext aus dem Off gesprochen worden, sie hat wenige Wochen vor ihrem Tod ein Bild dazu gemalt und es wurde auf der Beerdigungsfeier vorgelesen. Ein zweiter Text aus Barock ist als Tondokument
hier aufrufbar.

Lust der Welt

Christian Hofmann Von Hofmannswaldau

Die Welt

Was ist die Lust der Welt? nichts als ein Fastnachtsspiel /
So lange Zeit gehofft / in kurtzer Zeit verschwindet /
Da unsre Masquen uns nicht hafften / wie man wil /
Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.
Es gehet uns wie dem  / der Feuerwercke macht /
Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;
Man schaut wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht /
Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.
Wir fluchen offt auf dis was gestern war gethan /
Und was man heute küst / mus morgen eckel heissen /
Die Reimen die ich itzt geduldig lesen kan /
Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.
Wir kennen uns / und dis / was unser ist / offt nicht /
Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen /
Man merckt / wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht /
Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.
Wasv ist denn diese Lust und ihre Macht und Pracht?
Ein großer Wunderball mit leichtem Wind erfüllet.
Wohl diesem der sich nur dem Himmel dienstbar macht /
Weil aus dem Erdenkloß nicht als Verwirrung quillet.